Nachhaltigkeit: IHK verabschiedet Grundsätze
Die IHK Nord-Westfalen hat sich zum Thema Nachhaltigkeit eindeutig positioniert: In der Sitzung am 17. Juni verabschiedete die Vollversammlung „Grundsätze für nachhaltiges Wirtschaften im
IHK-Bezirk Nord Westfalen“ und richtete einen Ausschuss für unternehmensverantwortliche Nachhaltigkeit ein.
In diesem Zusammenhang wurde die ETV als bestehender Teil der nachhaltigen Textilindustrie interviewt:
ETV funktionalisiert textile und technische Oberflächen. Das Unternehmen sorgt dafür, dass Membrane, Gewirke, Netze, Gewebe und Vliesstoffe zum Beispiel waschbar, wasser- und schmutzabweisend, nicht brennbar, luftdurchlässig, farbig oder – bei medizinischen Stoffen – antiviral sind. „Dazu nutzen wir Imprägnierungen oder spezielle Auflagen mit den gewünschten Eigenschaften“, berichtet Tunney. Das ist sehr ressourcenintensiv. „Durch die Textilveredlung haben wir einen Strom-, Gas- und Wasserverbrauch wie rund 1300 Haushalte“, erklärt Tunney. Dann sind da noch die Hilfsmittel selbst, die ETV so sparsam wie möglich aufträgt, um Ressourcen zu sparen und die Umwelt zu schonen. Einiges hat der Betrieb in einzigartige computergesteuerte, intelligente Verfahren investiert, um zum Beispiel Farben effizient einzusetzen. „Was technologisch machbar ist, haben wir umgesetzt“, betont der Unternehmensleiter.
Hauseigene Kläranlage
Besonders hervor hebt er die hauseigene Kläranlage, sie sei „ein Meilenstein“. Weniger als ein Prozent der Unternehmen in der deutschen Textilbranche unterhalten eine solche Anlage. Diese Zurückhaltung lässt sich zunächst gut nachvollziehen: Fast 20 000 Quadratmeter Grundfläche nimmt die Kläranlage auf dem Betriebsgelände in Gescher ein. Dazu kommen die Investitionskosten und der Bedarf an zusätzlichem Personal, das mit dem Kerngeschäft nichts zu tun hat. Dennoch: „Mit der Kläranlage sichern wir unseren Betrieb in Gescher.“ Sie hilft langfristig, Geld zu sparen. „Die Alternative wäre gewesen, unsere Abwässer kostenpflichtig über die städtische Kläranlage reinigen und entsorgen zu lassen“, erläutert Tunney. Mit der Abwärme des firmeneigenen Blockheizkraftwerks wird der Klärschlamm getrocknet, sodass dessen Menge von 1500 auf 300 Tonnen jährlich reduziert werden konnte. „Als Nebenprodukt gewinnen wir einen Teil des benötigten Stroms“ – immerhin 1,3 Millionen Kilowattstunden erzeugt ETV auf diesem Weg. Das für die Produktion benötigte Grundwasser zieht das Unternehmen aus eigenen Tiefbrunnen und ersetzt somit pro Jahr etwa 300 000 Kubikmeter hochwertiges Trinkwasser.
Tauscher senkt Energiebedarf
Um Abluftbelastung zu vermeiden, kauft ETV gezielt emissionsarme Hilfsmittel ein. Die dennoch entstehende Abluft wird bei 820 Grad verbrannt. Die dadurch erzeugte Wärme heizt über einen Tauscher Kaltwasser auf. Der Energiebedarf der Färbeabteilung kann dadurch zu 45 Prozent aus regenerierter Wärmeenergie gedeckt werden, beziffert Tunney das Einsparpotenzial. Das entspreche bis zu 2,5 Millionen Kilowatt CO₂. „Vor dem Hintergrund, dass der Staat CO₂ bepreist, ist das für unsere Kunden sehr interessant.“ Deswegen sieht Tunney Nachhaltigkeit als ökologische wie ökonomische Notwendigkeit an. „Umweltauflagen und die damit verbundenen Kosten werden sich nicht reduzieren lassen. Und Entsorgungskosten kennen nur eine Richtung – nach oben“, betont er. Die Kunden wissen deshalb das Engagement zu schätzen. Zertifikate wie OEKO-Tex oder der Global Organic Textile Standard helfen dabei, die Ergebnisse in der Nachhaltigkeit nach außen zu tragen. „Es gibt Aufträge, die wir ohne diesen Aufwand nicht bekommen hätten.“
Keine Angst vor Dumping
Dumping-Konkurrenz aus Ostasien fürchtet er nicht. Die Gesellschaft achte immer mehr darauf, ob Produkte nach sozialen und ökologischen Maßgaben hergestellt
werden. „Fridays for Future hat etwas ausgelöst, das wird sich nicht umkehren. Für die deutsche und europäische Industrie ist das eine Chance“, sagt Tunney.
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